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Religiöse Stimmen in Nordamerika fordern interreligiöse Initiativen zu Covid-19, Rassismus und Flüchtlingen
Führende Vertreterinnen und Vertreter von Religionen und Regierungen, aus der Wissenschaft und der Wirtschaftswelt kamen virtuell zusammen, um interreligiöse Reaktionen auf die COVID-19-Pandemie und Fragen im Zusammenhang mit Rassismus, Flüchtlingen und Zwangsmigration zu diskutieren.
Das virtuelle Forum war das fünfte in einer Reihe von regionalen Treffen, bei denen politische Empfehlungen für das globale interreligiöse G20-Forum erarbeitet werden sollen. Diese Vorschläge werden in der Folge den Staats- und Regierungsoberhäuptern auf dem diesjährigen G20-Gipfel unterbreitet, der im November in Riad, Saudi-Arabien, stattfindet.
Generalleutnant a.D. Roméo A. Dallaire ist der Gründer der Roméo-Dallaire-Kindersoldaten-Initiative, die sich für ein Ende der Rekrutierung und des Einsatzes von Kindersoldaten stark macht. Er hielt eine Grundsatzrede und stützte sich dabei auf seine Erfahrungen als Truppenführer der UN-Hilfsmission in Ruanda vor und während des Völkermords von 1994. Dabei kam es laut UNO-Berichten zur systematischen Tötung von mehr als einer Million Menschen, hauptsächlich Tutsi, aber auch gemäßigte Hutu, Twa und Menschen, die sich dem Völkermord widersetzten.
„Viele Zeichen deuten darauf hin, dass die Jugendlichen im globalen Süden es nicht länger tolerieren, in Umständen zu leben, die ihnen keine Chancen für die Zukunft bieten. Das ist der Grund für die verbreitete Wut“, so Dallaire. „Wenn wir den Massen keine Hoffnung geben können, dann wird die Zukunft nichts anderes sein als eine Wiederholung von Ruanda, Sierra Leone, dem Kongo und dem 11. September.“
Faisal Bin Muaammar, KAICIID-Generalsekretär, hob Rassismus und Falschinformation als Hindernisse bei der Überwindung der Pandemie hervor. „Es gibt globale Probleme, die wir gemeinsam lösen müssen. Das größte Problem ist der verborgene Feind COVID-19. Diese Pandemie hat unsere Welt in wenigen Monaten verändert, aber gleichzeitig hat sie Trennlinien und Ungleichheiten aufgedeckt, die bereits Teil unserer Welt waren. Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Falschinformation machen es für uns schwieriger, Krisen wie COVID-19 zu bekämpfen.
Die Regionalkonsultation in Nordamerika fand in Form von drei großen Diskussionen statt. Deren Themen waren „Flüchtlinge und Zwangsmigration“, „religiöse Antworten auf COVID-19“ und „Antirassismus und religiöse Verantwortung“.
Antirassismus und religiöse Verantwortung
Dr. Ganoune Diop, Direktor für öffentliche Angelegenheiten und Religionsfreiheit der weltweiten Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, betonte als Mitveranstalter der Diskussion über „Antirassismus und religiöse Verantwortung“, wie wichtig es sei, gegen die „immerwährende Pandemie“ Rassismus vorzugehen.
„Die aktuelle COVID-19-Pandemie hat verstärktes Bewusstsein für die immerwährende Pandemie der menschlichen Gesellschaft geweckt: Rassismus“, so Dr. Diop. „Der brutale Mord an dem Afroamerikaner George Floyd, während er sich in Minneapolis in Polizeigewahrsam befand, löste eine weltweite Welle der Empörung und Abscheu aus. Das Mandat des Interreligiösen G20-Forums verlangt die Anerkennung der Tatsache, dass Rassismus und seine Konsequenz - Antirassismus - kein Thema, sondern ein Idiom darstellen. Rassismus betrifft jeden Aspekt des menschlichen Strebens und der planetarischen Existenz.“
Religiöse Antworten auf COVID-19
Ruth Messinger, Globale Botschafterin des American Jewish World Service, war Mitveranstalterin der Diskussion über „religiöse Antworten auf COVID-19“. Sie sprach über die globale Pandemie, bei der mehr als 761.800 Todesfälle und über 21,6 Millionen bestätigte Fälle zu verzeichnen sind, die Ungleichheit verschärft und andere Gesundheitsprobleme verschlimmert.
„In vielen Teilen der Welt bedeutet der Fokus auf COVID-19, dass die Konzentration auf andere Gesundheitsmaßnahmen wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt ist. Im globalen Süden bedeutet es zum Beispiel so etwas wie Masern-Explosionen“, so Messinger.
„Was unsere Glaubensorganisationen und unsere Basisorganisationen vor Ort derzeit besser verstehen als viele der politischen Führungspersönlichkeiten der Welt, ist, dass die Auswirkungen dieser Pandemie verheerend sind. Sie zerstören die Wirtschaft. Viele Menschen sind nicht in der Lage, ihre Nahrungsmittel anzubauen, auf den Markt zu gehen, Produkte zu verkaufen und ihre Familien zu ernähren“, fuhr sie fort.
Flüchtlinge und Zwangsmigration
Reverend David Hollenbach ist Pedro Arrupe Distinguished Research Professor an der Walsh School of Foreign Service und Senior Fellow am Berkley Center for Religion, Peace and World Affairs an der Georgetown University. Als Mitveranstalter der Diskussion über „Flüchtlinge und Zwangsmigration“ hob Hollenbach hervor, wie Religionsgemeinschaften auf ihre Traditionen zurückgreifen können, um die dringenden Bedürfnisse von Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten zu stillen.
„Die Flüchtlingskrise ist nicht nur eine Krise von Menschen, die leiden. Sie ist auch eine Krise unserer Menschlichkeit als menschliche Gemeinschaft“, so Reverend Hollenbach. „Wir können feststellen, dass die Menschlichkeit als unsere Gemeinsamkeit zerstört wird. Wir bauen Mauern, wir schließen Menschen aus, wir weisen Menschen zurück, wenn sie in Schlauchbooten über das Meer kommen. Es ist ein sehr ernstes Problem.“
Die Nordamerika-Konsultation kam am 21. August nochmals zusammenkommen, um Empfehlungen an Politikerinnen und Politiker zu den thematischen Schwerpunkten des G20-Gipfels zu erarbeiten. Die Agenda des interreligiösen G20-Forums 2020 baut auf den Zielen des sozialen Zusammenhalts, der Gerechtigkeit und der Nachhaltigkeit auf, die von Anfang an ein zentrales Thema des Forums waren.
Gastgeber der Veranstaltung waren das Berkley Center for Religion, Peace and World Affairs der Georgetown University und der World Faiths Development Dialogue (WFDD). Die Partnerorganisationen des Interreligiösen Forums 2020 sind die G20 Interfaith Forum Association, das Internationale Dialogzentrum (KAICIID), die Allianz der Zivilisationen der Vereinten Nationen (UNAOC) und das Nationale Komitee für interreligiösen und interkulturellen Dialog im Königreich Saudi-Arabien (NCIID).
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