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Lernen, religiöse Stätten zu respektieren: Eine wichtige Lektion für Afrika und die ganze Welt
Bei einem virtuellen Treffen des Wirtschafts-, Sozial- und Kulturrates der Afrikanischen Union, des Dialogzentrums KAICIID, des Bürger- und Diaspora-Verwaltungsrates der Kommission der Afrikanischen Union sowie der United Religions Initiative Africa wurde die Bedeutung des Schutzes religiöser und kultureller Stätten in ganz Afrika, der gleichzeitigen Bekämpfung von Hassrede und der Förderung der Friedenskonsolidierung als oberste Priorität genannt.
Religiöse und kulturelle Stätten in Afrika waren in den letzten zehn Jahren immer wieder von Zerstörung, Schändung und Vandalismus betroffen. Unter anderem wurden in Algerien, Ägypten und Libyen religiöse und kulturelle Stätten bei internen und grenzüberschreitenden Konflikten zerstört.
Die Delegierten, die an der virtuellen Konsultation zum Thema „Schutz heiliger Stätten und des kulturellen Erbes“ teilnahmen, sprachen von der dringenden Notwendigkeit, die Bedeutung der Achtung heiliger religiöser und kultureller Stätten zu vermitteln und einen Dialog mit religiösen und traditionellen Führerinnen und Führern aufzunehmen.
„Es ist wichtig, einander zu respektieren und die heiligen Stätten des anderen zu achten, denn dies ist ein wichtiges Element des friedlichen Zusammenlebens“, sagte Muhsin Kaduyu, Vertreter des Interreligiösen Dialogforums der Afrikanischen Union und Gründer der Allianz Muslimische Jugend Uganda. „Wenn wir Respekt für das Heilige lehren, garantieren wir auch Respekt für das Heilige. Bei all dem dürfen wir die entscheidende Rolle der jungen Menschen nicht vergessen. Wir müssen sie als Partner in diese wichtigen Bestrebungen einbeziehen.“
Bei Angriffen auf heilige religiöse und kulturelle Stätten in Afrika wurde in den letzten zehn Jahren ein alarmierender Anstieg verzeichnet. Im Jahr 2013 setzten islamistische Aufständische auf dem Rückzug aus Timbuktu in Mali eine Bibliothek in Brand, die tausende unbezahlbare historische Schriftstücke enthielt. Der Bürgermeister der Stadt, Hallé Ousmani Cissé, bezeichnete den Vorfall als „verheerenden Schlag“ für das Weltkulturerbe.
Die mit Al-Qaida verbündeten Kämpfer hatten zwei Gebäude in Brand gesetzt, in denen die Manuskripte, von denen einige aus dem 13. Jahrhundert stammten, aufbewahrt wurden. Die meisten Texte waren in arabischer Sprache verfasst, einige aber auch in afrikanischen Sprachen wie Songhai, Tamashek und Bambara und ein Text in Hebräisch. Die Dokumente behandelten verschiedenste Themen wie Astronomie, Poesie, Musik, Medizin und Frauenrechte.
KAICIID spielt eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Projekten zum Schutz von heiligen Stätten in Afrika, Asien, Europa und dem Nahen Osten. Dazu gehören die Unterstützung von einem Dutzend NGOs in ganz Afrika und die Verknüpfung von Friedensarbeit und dem Schutz heiliger Stätten durch die Entwicklung einer Handy-App in Algerien sowie die Ausbildung von Jugendlichen in Tunesien.
Im Jahr 2019 hat KAICIID gemeinsam mit der Organisation für Islamische Zusammenarbeit die „Jakarta-Konferenz 2019“ in Indonesien veranstaltet, auf der religiöse Führerinnen und Führer sowie politische Entscheidungsträgerinnen und -träger aus ganz Südostasien über Herausforderungen und Möglichkeiten zum Schutz heiliger Stätten diskutierten.
„Dieses Thema ist uns ein besonderes Anliegen, da Angriffe auf religiöse Stätten und heilige Orte weltweit immer mehr werden. Kein Land ist dagegen immun“, sagte KAICIIDs Programmdirektor Robert Templer.
„Diese Art von Angriffen kann für alle Gemeinschaften absolut verheerend sein, und ich glaube, wir unterschätzen die sehr tiefgreifenden Emotionen und spirituellen Auswirkungen von gewaltsamen Angriffen auf religiöse und kulturelle Stätten. Sie betreffen den Kern unserer Kulturen, unserer Gesellschaften, die Art und Weise, wie wir Wissen, Glauben und Vorstellungen von Gemeinschaft weitergeben.“
Einige aktuelle Beispiele für die Zerstörung und die Schändung von sowie den Vandalismus an Kulturstätten in Afrika finden sich in Äthiopien. Dort hat ein jahrelanger Konflikt zwischen den Regierungstruppen und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) im Norden des Landes einen hohen Tribut an alten Kulturerbestätten gefordert und enorme menschliche Verluste verursacht.
Einige Stätten, darunter Moscheen und Kirchen, wurden durch Beschuss beschädigt und zahlreiche Artefakte gestohlen. Unzählige andere Stätten sind aufgrund der Gewalt für Gläubige und Pilger unzugänglich. Religiöse Führerinnen und Führer berichten auch, dass zahlreiche Priester in dem Konflikt getötet wurden.
„Unsere Schätze sind aktuell aufgrund dieses Konflikts in Gefahr“, so Birhan Yeshiwas, Kurator für historische Schätze im Nationalmuseum, in einem Interview mit Reuters. „Die Schätze in unserem Land sind sehr alt. Es gibt sie nirgendwo anders und wir können sie nicht ersetzen.“
Während des virtuellen Treffens betonten die Delegierten die Bedeutung des Dialogs. „Es ist wichtig, die Rolle der Friedensbildung und Konfliktlösung in Afrika als grundlegendes Thema für den Schutz des kulturellen und traditionellen Erbes anzuerkennen“, sagte Prof. Dr. Vicensia Shule von der Abteilung für Kultur der Kommission der Afrikanischen Union. „Wir haben gesehen, dass in Zeiten von Kriegen und Konflikten die Stätten des kulturellen Erbes, einschließlich heiliger Orte, zu den Hauptzielen von Zerstörung und Plünderung gehören.“
Sie fügte hinzu: „Dieses Treffen wird die laufenden Bemühungen zum Schutz des kulturellen Erbes und der Kulturgüter in Afrika verstärken.“