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„Talking Dialogue“: Erforschung der geschichtlichen Hintergründe des Weltparlaments der Religionen 1993

01 Dezember 2014

© Maryam (hinten rechts) und Janna Ditz bei der Arbeit im Archiv der DePaul University.

Janna Ditz absolviert den Masterstudiengang „Religionen, Dialog und Bildung“ an der Universität Hamburg und hat im Rahmen des KAICIID-Projekts „Talking Dialogue“ Archivarbeit in Chicago durchgeführt. Im Mittelpunkt ihrer Recherche für das Talking-Dialogue-Projekt stand das Weltparlament der Religionen 1993, bei dem über 8000 Vertreter der Religionen aus aller Welt für zehn Tage in Chicago zusammengekommen waren, um über interreligiösen Dialog, den Zustand der Umwelt und Herangehensweisen in der religiösen Bildung zu sprechen. Das für das Parlament geschriebene Buch mit dem Titel „A Sourcebook for the Community of Religions“ wird noch heute weltweit in vielen Schulen verwendet. Janna schreibt derzeit ihre Masterarbeit im internationalen Forschungsprojekt „Religion und Dialog in modernen Gesellschaften“.

 

Archivarbeit 

Im Rahmen des KAICIID-Projekts „Talking Dialogue“ führen Maryam Mouzzouri und ich derzeit Recherchearbeiten in Chicago durch. Die „Special Collections and Archives “ der DePaul University in Chicago verfügen über Dokumente des Weltparlaments der Religionen von 1893 und auch von 1993. Maryam Mouzzouri sichtet die Dokumente der Zusammenkunft des Parlaments 1893, während ich für das nach einhundert Jahren stattgefundene zweite Zusammentreffen zuständig bin. Unsere Aufgabe ist es, eine zentrale Episode der Gründungsphase zu identifizieren und diese Episode dann in ihrem größeren Rahmen zu analysieren.

Die „Special Collections and Archives “ der DePaul University befinden sich im dritten Stockwerk der John T. Richardson Library. Uns wurde ein lichtdurchfluteter und bestens ausgestatteter Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt, der mit hübschen Kunstwerken und historischen Gegenständen eingerichtet war. Die Mitarbeiter der Bibliothek waren zudem außerordentlich hilfsbereit und freundlich.

Die Materiallage für unsere beiden Recherchebereiche ist sehr unterschiedlich. Während ich von 60 Kisten (oder fünf Metern) an archivierten Dokumenten zum Parlament von 1993 überwältigt bin, muss sich Maryam leider hauptsächlich auf sekundäre Quellen stützen, da die Originaldokumente zum Parlament von 1893 vor einiger Zeit bei einem Brand vernichtet wurden. Doch mit Hilfe der Archivare, unserm eigenen Antrieb und abstimmenden Gesprächen zwischen uns beiden konnten wir mit der Situation gut umgehen.

 

Interessante Materialien und erheiternde Funde

Das von mir gesichtete Archivmaterial ist sehr interessant und aufschlussreich, doch mitunter auch ungeordnet oder fragmentiert; einige Dokumente sind zudem mehrfach vorhanden, so dass Detektivarbeit gefragt war, um alles zu ordnen. Die interessanten Dokumente beinhalten unter anderem Informationen über eine Umstrukturierung in der Planungsphase des Parlaments, die aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten notwendig wurde.

Einige Materialien haben mich auch schmunzeln lassen. Da waren zum Beispiel eine Postkarte mit Grüßen von den Bahamas, eine handschriftliche Notiz mit einem Lied über einen Jungen, der Bücher mag, und ein Brief, in dem vorgeschlagen wird, Kinder mit Hilfe von Keksen, Limonade und Plüschtieren zu motivieren, um an Interviews während des Parlaments teilzunehmen.

 

Treffen mit Parlamentsmitarbeitern 

In der dritten Woche unserer Recherchearbeiten wurden Maryam und ich von den derzeitigen Mitarbeitern des Parlaments in ihre Büroräume im Zentrum Chicagos eingeladen. Es gab einen fruchtbaren Austausch über unsere Herkunft, KAICIID, die Archivarbeit und die vergangenen und derzeitigen Aktivitäten des Parlaments. Die Atmosphäre war warm und einladend. Die Mitarbeiter des Parlaments luden uns zu einer Iftar-Veranstaltung ein, zu einem Besuch bei den Baha’i, und ein hinduistischer Tempel in Chicago bot sich als Verbindungspunkt zu Mitgliedern des Planungsstabs des 1993er Parlaments an, die wir um kurze Interviews (per Telefon) bitten. Außerdem stellten sie uns eines ihrer Büros zur Verfügung, wo wir die Interviews führen und während unseres restlichen Aufenthalts arbeiten konnten. Ihre Freundlichkeit und Großzügigkeit hat uns bewegt.