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DiskussionsteilnehmerInnen des Netzwerks für Dialog fordern einen offenen, partizipativen Integrationsansatz

05 März 2019

Die Partnerschaft zwischen religiösen und säkularen Organisationen kann die Integrationsbedingungen für MigrantInnen und Menschen, die Zuflucht suchen, erheblich verbessern, so ein Expertengremium des von KAICIID unterstützten Netzwerks für Dialog auf der jährlichen Konferenz der European Academy of Religion.

Die Konferenz fand am 5. März 2019 im italienischen Bologna statt, in dessen Rahmen das neu lancierte Netzwerk zwei Podiumsdiskussionen zum Thema „Dialog als Ansatz zur sozialen Integration von Migranten und Flüchtlingen“ abhielt. Das Netzwerk setzt sich aus VertreterInnen von religiösen und säkularen Organisationen zusammen, die die Integration von Zufluchtssuchenden und MigrantInnen in Europa unterstützen.

„Wir brauchen gastfreundliche Gesellschaften – vor allem in Europa –, die in der Lage sind, ihre interkulturelle Integration von Personen mit verschiedenen Hintergründen und Traditionen zu entwickeln“, sagte KAICIID-Vorstandsmitglied, Seine Eminenz Metropolit Emanuel von Frankreich.

„Um weiterhin religiösen Pluralismus und zivilen Frieden aufzubauen, müssen wir als Glaubensorganisationen Zeichen der Hoffnung setzen, statt Angst zu verbreiten“, sagte er. „Die Förderung der Versöhnung und des Friedensaufbaus in Europa und anderswo ist eine Beteiligung der Mission Gottes in der Welt und für die Welt. Die Kirchen sind daher dazu aufgerufen, Frieden (Schalom) zu praktizieren, was soviel mehr bedeutet als die bloße Abwesenheit bewaffneter Konflikte.“

Dermana Seta, Beraterin für die Bekämpfung von Intoleranz und Diskriminierung von Muslimen für das Amt für demokratische Institutionen und Menschenrechte (ODIHR) bei der OSZE, stimmt zu, dass es Verbesserungen gibt, für die sich sowohl Glaubensorganisationen als auch säkulare Institutionen zusammenschließen können, um sicherzustellen, dass Flüchtlinge erfolgreich in ihre europäischen Aufnahmeländer integriert werden.

„Wir müssen eine ‚Beitragsmentalität‘ schaffen und uns von der Opfermentalität entfernen“, erklärte sie in Bezug auf muslimische Gemeinden in Europa. Integration bedeutet, dass es für jede Person sichere Räume gibt, um ihr Verständnis von Religion zu erforschen und ihre persönlichen Erfahrungen und Überzeugungen zu diskutieren.

Durch das Netzwerk und andere Projekte haben KAICIID und das Rote Kreuz Wien bereits begonnen, sich mit der Notwendigkeit sicherer Räume für den Dialog zu befassen, wie etwa durch eine Reihe von Dialogworkshops, die in Wien stattfinden, und darauf abzielen, die Kapazitäten von Menschen, die Zuflucht suchen, aufzubauen und ihrer Integration proaktiv und von einem Standpunkt der Ermächtigung heraus zu begegnen.

Karl Zarhuber von der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung (IFRC) sprach über die positiven Auswirkungen, die solche Partnerschaften auf die soziale Eingliederung haben können. „Es ist eine aufregende Reise, als eine säkulare Organisation mit religiösen Organisationen zusammenzuarbeiten, während wir gemeinsam nach einer aktiven Teilnahme von zufluchtsuchenden Menschen suchen“, sagte Zarhuber.

Diese Gedanken wurden auch von den anderen DiskussionsteilnehmerInnen vertreten, darunter Elena Dini von der Herz-Jesu-Basilika in Rom, Carl Dahlbäck vom interreligiösen Projekt des „God‘s House“ außerhalb Stockholms, Archimandrit Panteleimon Papasynefakis von der griechisch-orthodoxen Kirche, Marine Liakis, Direktorin des „Orange House“ in Athen und Mabrouka Rayachi, eine Schulinspektorin aus Niederösterreich.

Die DiskussionsteilnehmerInnen waren sich einig, dass es in der Verantwortung von sowohl der Flüchtlinge als auch ihrer Aufnahmeländer liegt, dass die Integration erfolgreich ist und funktionieren kann. Dies bedeutet, dass die Gemeinschaften offen und integrativ sein müssen, und Flüchtlinge sich dafür einsetzen sollten, dass sie sich so gut wie möglich integrieren und alle ihnen zur Verfügung gestellten Möglichkeiten nutzen.

„Kinder und Jugendliche erleben die Anspannung der beiden Gesellschaften“, erklärte Riyachi. „Jede Kultur erwartet absoluten Konformismus. Ich versuche, ihnen zu helfen, zu erkennen, dass es kein Widerspruch ist, sowohl Muslim zu sein als auch aktiv zur österreichischen Gesellschaft beizutragen.“

Das Netzwerk plant, weiterhin Wissen und Erfahrungen auszutauschen, Lücken in der sozialen Eingliederung zu schließen und zu erarbeiten sowie daran zu arbeiten, Hassreden und Vorurteile gegenüber zufluchtsuchenden Menschen und MigrantInnen in Europa zu verringern.