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Im Süden Thailands schlossen zwei KAICIID Fellows Freundschaft und setzen sich für Frieden ein
Am Dienstag, den 28. September, wurde der südthailändische Distrikt Chanae von Gewalt erschüttert. Die Bangkok Post berichtete von einer Bombe am Straßenrand, die einen ein Meter tiefen Krater verursachte, zwei tötete Polizisten und viel verletzte. Der Bombenanschlag war die neueste Demonstration eines wenig bekannten Konflikts, der in der Region wütet.
Obwohl sich der Konflikt in den letzten zwei Jahrzehnten verschärft hat, gibt es im Süden Thailands schon seit langem Streitigkeiten zwischen buddhistischen und muslimischen Bevölkerungsgruppen. Der konfessionelle Konflikt reicht bis ins frühe 20. Jahrhundert zurück, als ethnische Malaien gewaltsam in Siam eingegliedert wurden, und hat sich bis heute gehalten, da beide Seiten um Werte, Sprache, Bräuche und Ressourcen streiten.
Zwei KAICIID Fellows, der Ehrwürdige Napan Santibhaddo Thawornbanjob und Kriya Langputeh, erkannten die Notwendigkeit, nach mehr als einem Jahrhundert der Gewalt Vertrauen herzustellen. Sie beschlossen, zu kooperieren, um der Tendenz zu Misstrauen und Gewalt zwischen ihren Gemeinschaften entgegenzuwirken.
Sie hatten einander bei KAICIID-Veranstaltungen im Jahr 2017 kennengelernt und arbeiten seither zusammen, um Besuche in den Gemeinden zu organisieren und Dialogtraining für die buddhistische und muslimische Bevölkerung im Süden Thailands anzubieten.
Sie glauben, dass die Verbindung, die sie aufgebaut haben, und ihre Bemühungen, diese Beziehung zu vertiefen, nicht nur zum Frieden beitragen, sondern auch andere inspirieren können, einen ähnlichen Weg zu gehen, wenn sie sich den Herausforderungen in ihren eigenen Gemeinschaften stellen.
Das fehlende Element in einem mehr als 100 Jahre alten Konflikt
Die religiöse Spaltung ist bei weitem nicht die einzige Ursache für die seit langem andauernden Feindseligkeiten im Süden Thailands. Obwohl die Bevölkerung des asiatischen Staates zu 92 Prozent buddhistisch ist, bezeichnen sich über 85 Prozent der überwiegend Malaiisch sprechenden Bevölkerung in den südlichen Grenzregionen des Landes als Muslime.
Viele Malaien fürchten beispielsweise, von der thailändischen Kultur vereinnahmt zu werden und ihre ethnische, sprachliche und religiöse Identität zu verlieren. Dieses Unbehagen hat dazu beigetragen, die seit langem andauernde Rebellion der malaiischen Separatisten anzuheizen. Nach Angaben der in Pattani ansässigen Denkfabrik Deep South Watch (LINK) wurden während der gewalttätigen Auseinandersetzungen, die bis ins Jahr 2004 zurückreichen, über 7.000 Menschen getötet. Expertinnen und Experten sind sich einig, dass sowohl buddhistische als auch muslimische Akteure dafür verantwortlich sind.
Was bemerkenswerterweise fehlt, so Kriya Langputeh, KAICIID Fellow des Jahres 2015, sind Aufrufe zum interreligiösen Dialog und zur Versöhnung.
„Es gibt viele Leute, die viele Dinge sagen“, meint er, „aber zu oft tun sowohl buddhistische als auch muslimische Gruppen nichts – sie rufen nicht zum Frieden auf, kommen nicht zusammen, um die Kluft zwischen den beiden Gemeinschaften zu überwinden.“
Wenn Fellows zu Freunden werden
Der in der südthailändischen Provinz Satun geborene Langputeh stammt aus einer malaiisch sprechenden ethnischen Gruppe und hat sowohl öffentliche thailändische Schulen als auch islamische Bildungseinrichtungen in malaiischer Sprache besucht. Zurzeit schreibt er an seiner Doktorarbeit an der Universität von Brunei Darussalam mit dem Titel „Interreligiöser Dialog: Ansätze zur Friedensförderung“.
Als Fellows waren die beiden in verschiedenen Jahrgängen tätig. Langputeh traf den Ehrwürdigen Napan Santibhaddo Thawornbanjob auf einer KAICIID-Konferenz, danach wurden sie schnell zu Freunden.
„Von diesem Moment an beschlossen wir, zusammenzuarbeiten“, so Langputeh. „Ich sagte zu ihm: 'Du bist Buddhist. Ich bin Muslim. Aber uns verbindet die Ausbildung von KAICIID. Es liegt in unserer Verantwortung, unser Wissen zu Hause anzuwenden.“
„Wir bilden eine Brücke, wenn wir zusammenarbeiten“, erklärt er.
Thawornbanjob ist stellvertretender Abt des Golden Mount Temple in Bangkok, ein bekanntes Symbol der Stadt und des thailändischen Buddhismus. Er ist auch ein anerkannter Mönch, der im Jahr 2013 als Moderator der preisgekrönten Reality-TV-Show "True Little Monks" berühmt wurde.
Er ist bestrebt, symbolischen Einfluss zu nehmen und besucht daher regelmäßig Südthailand, um Schulungen für buddhistische Gemeindevorsteher abzuhalten und zur Vermeidung weiterer Konflikte in der Region beizutragen.
Die beiden Fellows nahmen das Risiko auf sich, gemeinsame Aktivitäten zu verwirklichen. Sie erhielten einen finanziellen Zuschuss von KAICIID, um Schulungsprogramme zur Förderung des Zusammenlebens auf der Grundlage ihrer jeweiligen religiösen Ansichten und Werte zu entwickeln und durchzuführen.
Langputeh organisiert Besuche in Gemeinden und wissenschaftliche Seminare mit Studierenden, religiösen Führerinnen und Führern sowie anderen Interessenvertretungen in Südthailand. „Das Hauptziel ist es, den Rahmen für ein friedliches Zusammenleben zu schaffen.“
Wenn sie die Schulungen leiten, trägt der Ehrwürdige Napan die gelbe Robe eines Mönchs und Langputeh das Gewand eines Muslims.
„Wir sind äußerlich verschieden, haben aber das gleiche Ziel vor Augen – Frieden zu schaffen“, sagt Langputeh.
Dialog als Weg zum Frieden in Südthailand
Langputeh zufolge stehen sie bei ihrer Arbeit vor vielfältigen Herausforderungen. Einige Mönche treten eifrig für den buddhistischen Nationalismus ein und Teile der muslimischen Bevölkerung unterstützen die Aufständischen oder rüsten sich selbst mit Waffen aus.
Nach Ansicht von Thawornbanjob und Langputeh stellt sich für dauerhaften Frieden in Südthailand die Frage, ob die in der Region Lebenden als Menschen miteinander umgehen können und nicht als Angehörige ethnischer und religiöser Gemeinschaften, die mit dem Etikett des "Andersseins" versehen sind.
„Wir dürfen uns nicht gegenseitig bekämpfen, sondern müssen den Hass zwischen uns beseitigen“, warnt Langputeh.
Der Kern des Ganzen seien tragische Missverständnisse und ein Mangel an gegenseitigem Verständnis. Insbesondere müssen sich Langputeh und Thawornbanjob gegen die Verbreitung von Gerüchten im Internet und Fake News in den traditionellen Medien wehren.
„Der Dialog hilft, Fake News zu bekämpfen“, so Langputeh. „Er gibt Menschen auf allen Seiten die Möglichkeit, wahre Geschichten über den Islam und den Buddhismus zu erzählen.“
Langputeh weiter: „Gewalt und Macht werden nicht helfen. Die Menschen brauchen einen Ort, an dem sie reden können, an dem sie ihre Gefühle und Probleme mitteilen können und an dem ihre Stimmen gehört werden. Sie müssen wissen, dass Menschen da sind, die ihnen zuhören und ihnen helfen.“
„Man muss viel zuhören, um gemeinsam auch nur ein bisschen voranzukommen“, sagt er, „das braucht viel Zeit. Der Dialog zwischen Menschen ist keine schnelle Lösung.“
Nach mehreren Jahren der Zusammenarbeit der beiden Fellows scheinen sich die Menschen langsam mit der Idee anzufreunden, über religiöse Grenzen hinweg für den Frieden in Südthailand zu arbeiten.
„Viele sehen, dass wir religiöse Werte nutzen können, um die Probleme zu lösen, anstatt sie zu vergrößern“, so Langputeh.
Thawornbanjob und er hoffen, dass andere von ihrem Beispiel lernen können – dass Menschen mit unterschiedlichem Glaubenshintergrund durch interreligiöse Beziehungen und Dialog echte Fortschritte bei einigen der hartnäckigsten Probleme und gewalttätigen Konflikte der Welt erzielen können.
Alles beginnt mit einer Verbindung, so Langputeh.
„Die Leute reden mit uns darüber, dass wir beste Freunde sind und dass wir einander loben mit Worten wie: ‚Oh, mein muslimischer Freund, mein buddhistischer Freund, er hat sehr gute Worte, sehr gute Ratschläge‘, solche Dinge.“
„Es sind die einfachsten Aussagen, aber sie zeigen, dass man die Arbeit des anderen und seine Weisheit schätzt“, sagt Langputeh. „Damit kommt man sehr weit.“
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