In Nigeria, wo die christlichen und muslimischen Bevölkerungsanteile nahezu gleich groß sind, bildet der Glaube die Grundlage des kulturellen und spirituellen Lebens. Diese große Vielfalt, die die Stärke des Landes sein könnte, ist jedoch manchmal zu seiner Schwachstelle geworden. Das heutige Nigeria hat mit erheblichen religiösen, ethnischen, politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen. Angesichts dieser Problematik hat die nigerianische interreligiöse Gemeinschaft in einem wegweisenden Schritt einen „Interreligiösen Verhaltenskodex“ erstellt. Dieser Kodex ist ein Leitfaden für religiöse Führerinnen und Führer sowie Glaubensangehörige, der zu Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung führen soll.
Es ist nicht neu, dass religiöse Debatten, die durch zugrunde liegende politische und territoriale Streitigkeiten angefacht werden, zu ernsthaften Konflikten eskalieren können. Solche Auseinandersetzungen trüben nicht nur das Image der Religion, sondern verleihen den Konflikten auch eine tiefe symbolische Dimension. Religion, die eigentlich ein Symbol des Friedens sein sollte, wird mit Gewalt in Verbindung gebracht.
Der neu formulierte Interreligiöse Verhaltenskodex verspricht jedoch, die Dinge zu verändern. Der gemeinsam von der Christlichen Vereinigung Nigerias (CAN) und dem Obersten Rat für Islamische Angelegenheiten Nigerias (NSCIA) erarbeitete und vom Interreligiösen Dialogforum für Frieden (IDFP) unterstützte Verhaltenskodex ist ein Beweis für Nigerias Engagement im interreligiösen Dialog. Er wird von Grundwerten wie gegenseitiger Wertschätzung und Respekt, Menschenrechten und -würde, ethischen Standards, Aufrichtigkeit und Transparenz getragen.
Das wichtigste Ziel von IDFP ist es, Frieden in Nigeria zu schaffen. Durch den Dialog sollen Stereotypen, ethnische und religiöse Zuschreibungen abgebaut, Gewalt eingedämmt, Verständnis geschaffen sowie Kooperationen und ein friedliches Zusammenleben unter Wahrung der gegenseitigen Achtung ermöglicht werden. Aufrichtigkeit steht daher im Mittelpunkt der Aktivitäten.
Das „Interreligiöse Dialogforum für Frieden“ (IDFP) wurde im Februar 2016 gegründet und vom Internationalen Dialogzentrum KAICIID in Partnerschaft und Zusammenarbeit mit dem Interreligiösen Mediationszentrum (IMC), dem Institut für Frieden und Konfliktlösung (IPCR) und dem Kukah-Zentrum (TKC) finanziert und unterstützt.
Die interreligiösen Herausforderungen in Nigeria sind enorm und umfassen religiöse, ethnische, politische und wirtschaftliche Aspekte. Die Gefährdung von religiösen Führern, Gruppen und heiligen Stätten verleiht den Konflikten eine tiefe symbolische Dimension und verstärkt das Trauma der Gesellschaft.
Angesichts der ständig zunehmenden Hassrede, der negativen Rhetorik und der religiösen Spannungen kommt der Verhaltenskodex als Signal zur rechten Zeit. Er soll ein Grundpfeiler für die Zusammenarbeit zwischen religiösen Führern in Nigeria sein und sich auf den Kampf gegen Stereotypen und die Verbesserung der interreligiösen Beziehungen konzentrieren. Das übergeordnete Ziel? Eintracht und ein friedliches Zusammenleben.
In einem Land, in dem religiöse Führer eine entscheidende Rolle bei der öffentlichen Meinungsbildung spielen, gibt der Interreligiöse Verhaltenskodex die Richtung für ihre Predigten, öffentlichen Äußerungen und den Umgang mit den Medien vor. Es handelt sich nicht nur um ein Dokument, sondern um eine Verpflichtung zu gegenseitigem Respekt, Verständnis und einem harmonischen Zusammenleben.
Religiöse Führerinnen und Führer werden ermutigt, sich bei ihren täglichen Interaktionen an diesem Kodex zu orientieren und ihn in ganz Nigeria zu verbreiten. Dies gilt auch für lokale Gemeinschaften, Schulen, Gotteshäuser und Medienorganisationen.
Der Interreligiöse Verhaltenskodex basiert auf mehreren Grundwerten:
Das Interreligiöse Dialogforum für Frieden (IDFP) ist ein nationales interreligiöses und interkulturelles Dialogforum, das von allen Religionen und ethnischen Gruppen in Nigeria anerkannt wird. Das IDFP konzentriert sich auf interreligiöse Aktivitäten und Sensibilisierung, den Dialog und das Verständnis für die beiden wichtigsten Religionen in Nigeria – das Christentum und den Islam. Es handelt sich um ein Forum, das einen Raum für Diskussionen und Dialog bietet, in dem Fragen gestellt werden und gegenseitiges Verständnis für die Überzeugungen und Praktiken der beiden Religionen geschaffen wird.
Das IDFP ist das Herzstück dieser Initiative. Das von allen Religionen und ethnischen Gruppen in Nigeria anerkannte IDFP konzentriert sich auf interreligiöse Aktivitäten und interreligiöses Bewusstsein für das Christentum und den Islam. Das Hauptziel der 2016 gegründeten Organisation ist Frieden in Nigeria, die Überwindung von Stereotypen und die Förderung von Kooperation und friedlichem Zusammenleben.
Der Interreligiöse Verhaltenskodex Nigerias ist mehr als nur ein Dokument. Er ist ein Bekenntnis zu einer Zukunft, in der die Liebe über den Hass, das Verständnis über die Ignoranz und die Eintracht über die Spaltung triumphiert. Er ist ein Beleg dafür, was erreicht werden kann, wenn Glaubensgemeinschaften zusammenkommen und sich von einer gemeinsamen Vision des Friedens leiten lassen. Der Kodex ist eine Botschaft an die Welt, dass in Nigeria die Religion tatsächlich eine Kraft der Verständigung, eine Quelle der Versöhnung und ein Symbol der Hoffnung sein kann.
Nigeria versucht weiterhin, seine zahlreichen Herausforderungen zu bewältigen. Der Interreligiöse Verhaltenskodex ist eine wichtige Ressource für die interreligiöse Friedensarbeit und den sozialen Zusammenhalt. Er ist nicht nur ein Schritt nach vorn, sondern ein Sprung in eine Zukunft, in der der Glaube verbindet und nicht trennt.
Im Kodex selbst heißt es: „Wenn wir einander zuhören und mit Offenheit und Respekt begegnen, können wir Fortschritte machen. Wir können so arbeiten, dass wir echte Unterschiede anerkennen und respektieren und dabei auf gemeinsamen Hoffnungen und Werten aufbauen. Möge diese Vision Nigerias Weg zu einer friedlicheren und geeinten Nation leiten.“
Das Internationale Dialogzentrum KAICIID ist maßgeblich an der Förderung des interreligiösen und interkulturellen Dialogs beteiligt. In Zusammenarbeit mit der nationalen nigerianischen Plattform IDFP hat das Nigeria-Programm von KAICIID erfolgreich den Interreligiösen Verhaltenskodex (ICoC) entwickelt. Dieses Hilfsmittel soll allen Mitgliedern der interreligiösen Gemeinschaft, einschließlich muslimischen und christlichen Führungspersönlichkeiten und ihren Anhängern, als Leitfaden dienen.
Der Interreligiöse Verhaltenskodex basiert auf Grundwerten, die durch zentrale Prinzipien und Lehren aus der Bibel und dem Koran gestützt werden.
Die offizielle Präsentation des Interreligiösen Verhaltenskodex fand am 23. August in Abuja, Nigeria, statt. Das Publikum der Veranstaltung war vielfältig: religiöse Führerinnen und Führer, politische Entscheidungsträgerinnen und -träger sowie Vertreterinnen und Vertreter zivilgesellschaftlicher Organisationen.
In der heutigen Welt, in der die Spaltungen ausgeprägter denn je zu sein scheinen, ist das nigerianische Engagement für den interreligiösen Dialog durch den Verhaltenskodex ein Zeichen der Hoffnung. Es handelt sich nicht nur um einen Verhaltenskodex, sondern um eine Verpflichtung zu einer friedlichen Zukunft.
Link zum Interreligiösen Verhaltenskodex: https://www.kaiciid.org/resources/publications/interfaith-code-conduct-icoc-nigeria