Die saudi-arabische Journalistin Suzana Aldosary weiß, dass ihr Job die Fähigkeit erfordert, Botschaften der Toleranz und Akzeptanz zu vermitteln.
Aus diesem Grund reiste sie nach Tunesien, um an einer Schulung im Rahmen des kürzlich gestarteten Programms „Medien für den Frieden“ teilzunehmen. Dieses wird vom KAICIID-Programm für die arabische Region in Zusammenarbeit mit der deutschen Organisation Media in Cooperation and Transition (MiCT) geleitet wird.
An dem viertägigen Workshop, der vom 17. bis 20. Februar in Tunis stattfand, nahmen 28 Journalistinnen und Journalisten aus zwölf arabischen Ländern teil. Sie wurden ausgewählt, um am Dialogue Journalism Fellowship teilzunehmen, einem Programm, das von KAICIID und MiCT unter dem Dach der Interreligiösen Plattform für Dialog und Zusammenarbeit in der arabischen Region organisiert wird.
„Ich habe gelernt, dass Journalismus etwas mit Frieden zu tun hat“, sagt Aldosary nach Abschluss des ersten von drei Workshops, die im Rahmen des Stipendienprogramms stattfinden.
Ziel der Schulung war es, den jungen Journalistinnen und Journalisten, die meist zwischen 30 und 35 Jahre alt sind, Wissen im Bereich des interkulturellen Dialogs, der Konfliktlösung und der Medienethik zu vermitteln, das sie in ihrer täglichen Arbeit anwenden können.
Laut Maya Sukar, KAICIIDs Expertin für Kapazitätsaufbau in der arabischen Region, wurde ein Trainingsprogramm mit Fokus auf Dialog für Journalistinnen und Journalisten in der arabischen Region nach den Aufständen und Konflikten aufgrund des Ausbruchs des Arabischen Frühlings in den Jahren 2010 und 2011 notwendig. Danach, so Sukar, habe die unethische Berichterstattung über Religion und ethnische Zugehörigkeit unangenehme Konsequenzen nach sich gezogen.
„Die zwiespältige Macht der Medien hat die Frage aufgeworfen, ob Journalistinnen und Journalisten bei der Berichterstattung über Konflikte in der arabischen Region mehr Schaden als Nutzen angerichtet haben“, erklärt Sukar.
„Die Berichterstattung über Religion und ethnische Zugehörigkeit in einem konfliktreichen Gebiet wie der arabischen Region erfordert das Engagement und die Unterstützung von Journalistinnen und Journalisten, die sich für gemeinsame Werte einsetzen und der Verbreitung von Unwissenheit, Intoleranz und Hass entgegenwirken.“
Die Workshops im Rahmen des Programms sollen das Verständnis der Medienschaffenden für Konfliktanalysen und die Rolle der interreligiösen Vielfalt bei der Förderung der Friedenskonsolidierung in der Region verbessern. Konkret geht es darum, parteiischen Journalismus und seine Auswirkungen zu bekämpfen, Dialogtechniken zu entwickeln und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen sicheren Raum für den Austausch von Erfahrungen und Wissen über ihre Arbeit in der Berichterstattung über Religion und Konflikte zu bieten.
„Wir haben festgestellt, dass es in der Medienwelt eine Lücke gibt. Viele Programme sprechen darüber, wie man Fakten prüfen und Fehlinformationen entgegenwirken kann, aber keines von ihnen zielt speziell auf interreligiösen Dialog ab“, sagt MiCT-Projektleiterin Christa Waegemann.
„Bei der Entwicklung dieses Programms und der Gestaltung der Schulungen wollten wir bewusst eine Anleitung zusammenstellen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen nicht nur in der Lage sein, Fakten zu überprüfen und ethischen Journalismus zu betreiben, sondern auch wissen, wie sie das Thema des interreligiösen Dialogs in der arabischen Region aufgreifen können.“
Während des ersten Workshops sprachen religiöse Führerinnen und Führer sowie Medienfachleute zu den Journalistinnen und Journalisten. Pater Rifaat Bader, Direktor des in Jordanien ansässigen Katholischen Zentrums für Forschung und Medien und IPDC-Gründungsmitglied, erklärte, dass es nach der Coronavirus-Pandemie, die die sozioökonomischen Unterschiede und Spannungen verschärft hat, besonders wichtig sein wird, zu lernen, die Medien als Instrument zu nutzen, um Frieden und Zusammenhalt statt Konflikt und Spaltung zu schaffen.
„In den Massenmedien gibt es einen Engel und einen Teufel, also sollten wir die Stimme des Engels verstärken“, sagt er.
„Wir haben jetzt, nach der Pandemie, eine große Chance, eine menschlichere Stimme zu erheben und einen Dialog zu führen, um Probleme zu lösen und die Solidarität zu fördern.“
Nach Ansicht von Bassel Al Torjoman, einem Journalisten von Independent Arabia, der ebenfalls an der Diskussion teilnahm, werden Programme wie „Medien für den Frieden“ einen positiven Einfluss auf die Zukunft der arabischen Region haben.
„Die Arbeit, die KAICIID leistet, ist nicht nur für den Moment“, sagt er. „Fernsehen, Radio und alle Medien sind der Schlüssel zum Aufbau unserer Zukunft mit Fokus auf das Zusammenleben. Nichts ist wichtiger als die Arbeit für unsere Zukunft.“
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Programms kommen aus verschiedenen Ländern, haben einen unterschiedlichen religiösen Hintergründen und spiegeln damit die Vielfalt der arabischen Region wider.
Die marokkanische Fernsehmoderatorin Mantanna Maalaynine wollte an dem Programm teilnehmen, weil sie interreligiösen Dialog als ein wichtiges Thema betrachtet, das einen neuen Horizont für das Zusammenleben zwischen Nationen und Gesellschaften eröffnet.
„Ich habe mich für dieses Programm beworben, weil interreligiöser Dialog sehr wichtig ist. Im heutigen Workshop konnte ich viel lernen.“
Zwischen dem zweiten und dem dritten Workshop erhalten die Journalistinnen und Journalisten einen finanziellen Zuschuss, um Initiativen zur Förderung des Dialogs als Instrument zur Friedenskonsolidierung in der Region umzusetzen.
Als zweiter Teil des Programms „Medien für den Frieden“ soll in den kommenden Monaten ein medienpolitisches Forum ins Leben gerufen werden. Es soll einen Raum für die Zusammenarbeit zwischen religiösen Führerinnen und Führern, Redakteurinnen und Redakteuren sowie den Fellows bieten und eine Charta für friedfertige Medien in der arabischen Region erarbeiten.